Sonntag, 18. Juni 2017

Mensch Maschine

Zehn Minuten im “Theaterautomaten” von Pragmata in den Sophiensälen

Der Theaterautomat
© Richard Rocholl

von Luzi Renner-Motz

Ein Spot geht an und beleuchtet eine Discokugel, die ihre Lichtreflexionen durch den ganzen Raum schickt. Das Intro eines Indie-Songs ist zu hören, vor mir läuft ein Papierstreifen mit dem Text, und ein kleines Auge fordert mich auf, mitzusingen. Schließlich würde ja nur die Maschine zuhören. Mein Kopf steckt in einer kleinen Box, keinen Meter Kantenlänge; vor mir, neben mir, über mir sehe ich eine detailgetreue Miniaturbühne aus Publikumsperspektive.

Um Mensch und Maschine, neue Intelligenzen und Netzwerke geht es in den zehn Minuten, die ich in dieser Miniaturwelt des „Theaterautomaten“ verbringen darf. Die Gruppe PRAGMATA, die sich dem Leben von Objekten verschrieben hat, hat ihn in Koproduktion mit der Schaubude erschaffen. Zwei Menschen der Gruppe holen mich einzeln im Treppenhaus der Sophiensæle ab. Auf einem dreh- und fahrbaren Stuhl rollen sie mich in den Automaten. Dort erzählt eine Stimme im Fastdunkeln von intelligenten Maschinen, die längst existieren, sodass nun der nächste Schritt ihre Akzeptanz in der Gesellschaft sei.

Als das Licht angeht, übernimmt ein auf der Bühne stehendes futuristisches Auge die Kommunikation mit mir. Ich schaue mich um, entdecke Scheinwerfer, Seitenauftritte, flatternde Papierstreifen. Alles ist niedlich hier und heißt mich digitalen Menschen im digitalen Zeitalter willkommen. Magnetische Metallkügelchen ballen sich zitternd im Scheinwerferlicht und erklären, dass es ein ganzes Netzwerk bildschirmverliebter Wesen wie mir gäbe, dem ich mich gerne anschließen kann. Von links kommt tausenfüßlerförmiger Elektroschrott auf einen roten Teppich angehuscht und verschwindet gleich wieder schüchtern.

Mechanisches Theater 2.0. Ich fühle mich nicht allein so als Mensch zwischen den Maschinen, die mir ihr ausgetüfteltes Schauspiel präsentieren. Bis es plötzlich sehr ungemütlich wird: Die Notausgangschilder blinken, das Auge wiederholt immer wieder „Entschuldigung, es ist ein Fehler passiert“, während ein rotierendes Kreissägenblatt sich in Richtung meines Halses bewegt.

Ist das jetzt doch noch der Hinweis auf die drohende Gefahr der intelligenten Maschinen, die die Menschheit auszurotten drohen? Vielleicht. Vielleicht hat die Maschine aber auch einfach einen Fehler gemacht. Ist eben auch nur ein Mensch.