„Beach Birds - Das Dancical“ von der Neuen Kompanie wirft im Ballhaus Ost Fragen zu Kopien und Originalität auf.
Beach Birds © Alina Bader |
von Aïsha Mia Lethen
„Hey. Hallo. Wir sind die Neue Kompanie. Wir tanzen!“, skandieren die fünf Tänzer der Neuen Kompanie euphorisch, während sie synchron federnd durch den Raum gleiten, immer Stand- und Spielbein wechseln. Die Neue Kompanie, das sind Helen Schröder, Angela Kecinski, Guy Marsan, Edda Sickinger und Giovanni Zocco. Sie haben alles von den Anderen und doch ist bei ihnen alles neu. In „Beach Birds – Das Dancical“ im Ballhaus Ost spielen, kopieren und zitieren sie. Aber gibt es überhaupt Kopien? Scheitern diese nicht im Versuch der Nachahmung schon?
„Hey. Hallo. Wir sind die Neue Kompanie. Wir tanzen!“, skandieren die fünf Tänzer der Neuen Kompanie euphorisch, während sie synchron federnd durch den Raum gleiten, immer Stand- und Spielbein wechseln. Die Neue Kompanie, das sind Helen Schröder, Angela Kecinski, Guy Marsan, Edda Sickinger und Giovanni Zocco. Sie haben alles von den Anderen und doch ist bei ihnen alles neu. In „Beach Birds – Das Dancical“ im Ballhaus Ost spielen, kopieren und zitieren sie. Aber gibt es überhaupt Kopien? Scheitern diese nicht im Versuch der Nachahmung schon?
Die Neue Kompanie bedankt sich bei Pina Bausch, Marina Abramović, Andy Warhol, Janet Jackson, Sia, Jérôme Bel, Yoko Ono, Justin Bieber und Merce Cunningham. Von letzterem stammt die titelgebende Choreographie „Beach Birds“. Sie alle sind Teil dieses Abends im Ballhaus Ost. Ihre Bewegungen werden geklaut. Von der Neuen Kompanie, der diskursiven Plattform, die immer einer Meinung ist und sich als Teil einer großen Gemeinschaft versteht – einer Gemeinschaft, die von den verschiedenen Einflüssen lebt und daraus immer Neues kreieren kann.
In ihren schwarz-weißen Kostümen tanzen sie mal synchron, mal nur für sich die organischen und minimalistischen Bewegungen aus Merce Cunninghams Choreographie und erinnern dabei an einen Vogelschwarm. Ein neuer Vogelschwarm? Überhaupt zieht sich „Beach Birds“ thematisch durch den Abend: Wie gern wärest du jetzt am Meer?, fragen sie. Nicht lieber als hier, um der Neuen Kompanie dabei zuzusehen, wie sie sich zu Rihannas „Umbrella“ blonde Bob-Perücken aufziehen, die Lippen rot bemalen und vor dem Spiegel in der hinteren Bühnenecke eine Art Lyrical Dance performen. Wie sie sich zu T.Rex’ „Cosmic Dancer“ auf dem Boden übereinander rollen, nun in bunten Kostümen, die noch von der Zeit stammen, als der Flashdance in Mode war. Ja, es macht Spaß, ihnen beim Flaschendrehen zuzusehen, bei dem sie hypothetische Fragen beantworten, bis einer die Gruppe verlassen muss – und es doch genießt, mal ganz für sich zu sein, Entscheidungen allein zu treffen, nicht teilen zu müssen. „Can we keep each other company?“
Beach Birds © Alina Bader |
Und doch finden sie sich immer wieder in verschiedenen Konstellationen zusammen. Ihre Gemeinschaft erfindet eine neue Sprache, neue Bewegungen – aus all dem Vorherigen, nur neu zusammengesetzt. Die Neue Kompanie tanzt die Lücke zwischen Kopie und Original. Inhalt und Emotion, Bewegung und Konzept verknüpfen die fünf Performer_innen dabei derart geschickt, dass diese Collage aus Bekanntem etwas ganz Eigenes schafft – einen einmaligen Abend.
Immer wieder lesen sie Schreiben an die großen Namen vor, in denen sie um das Recht bitten, all das zu zeigen, das vermeintlich nicht ihnen gehört. Dabei werfen sie Fragen zur Originalität und zum Urheberrecht auf. Was definiert mensch als klauen? Wo fängt ein Diebstahl an? Ist nicht alles irgendwie kopiert? Gibt es das überhaupt noch, das Neue? Wer war denn eigentlich zuerst da? Und wie sieht die Zukunft von Tanz aus? Natürlich gibt es keine Antworten. Aber eine steile Vorlage für eine intensive Diskussion.